15,5 Monate Post OP – Was ist eigentlich mit der Haut?

 

Gestern habe ich einen Beitrag veröffentlicht mit einem Foto meiner Beine.
In vorteilhafter Pose und schlechtem Licht.
Ich schrieb, dass ich meinen Körper liebe.
Und in der Tat – ich liebe ihn.
Obgleich er bei guter Beleuchtung anders aussieht.

Meine Haut ist mir mit den schwindenden Kilos zu groß geworden. Sie wirft Falten und hängt an mir wie ein Sack. Nicht überall, doch an vielen Stellen.

Auch wenn ich bisher von wunden Hautstellen verschont geblieben bin, tut das Sitzen oft weh weil die Haut sich in der Jeans gegeneinander verschiebt.
Enganliegende Oberteile kann ich nur mit Miederunterwäsche tragen, in der sich mein Bauch zusammenfaltet.
Meine Brüste zollen der Schwerkraft Tribut und mein Hintern macht dem 80 jähriger Damen Konkurrenz.

Natürlich kenne ich die Bilder von Bodylifts, Brust- und Oberschenkelstraffungen.
Und zugegeben: da gibt es schon verdammt schöne Ergebnisse.

Aber trotz hängender Hautlappen und vielleicht sogar deswegen:
Ich liebe ihn, meinen Körper.
Mit all diesen „Makeln“, die eigentlich keine sind.

Es sind die Spuren meines Lebens.
Und dessen, was ich mir angetan habe.
Die Haut vernarbt durch meine eigenen Hände.
Überdehnt durch meine Unfähigkeit mit Angst, Trauer, Wut, Zurückweisung umzugehen.
Zerrissen von meinem Hass auf mich selbst.
Ausgeleiert von der Gleichgültigkeit, von der ich mich irgendwann einlullen ließ.
Mein Körper ist so wie er ist weil ich war wie ich war.

Ich wohne gern in ihm.
Denn er ist nicht nur Zeugnis von Schlechtem.
Er zeugt auch vom Guten.
Von Heilung.
Vom Weg zurück ins Leben.
Von Kämpfen, die ich gewonnen habe.
Die Narben sind hell und alt, weil ich mich achte.
Die Hautlappen leer, weil ich gelernt habe zu sprechen über das, was in mir ist.
Einzufordern was ich brauche.
Meine Grenzen zu wahren.
Zu lachen.
Und mein Herz zu öffnen.
Mein Körper ist so wie er ist weil ich bin wie ich bin.

Ich glaube, damit kann ich aktuell sehr gut leben.

Soweit für heute,
Anne